Zurück aus Russland:
In Karelien trafen wir unseren russischen Freund Boris, heute über 70 Jahre alt, und reisten mit ihm zusammen zum Kloster auf der Insel Waalam im Ladogasee. Der gelehrte Geographie- und Geschichtsprofessor nahm uns damals bei der Weltumradlung für ein paar Tage wie seine Söhne bei sich auf. Er erzählte uns die Geographie der Welt aus theoretischer Sicht. In der Sowjetunion durfte er nicht reisen und war dankbar für all unsere Geschichten und Fotografien aus der Welt. So etwas verbindet ein Leben lang. Es war sehr berührend Boris dann doch wieder zu sehen. Da er zwischendurch umgezogen ist, hatten wir jahrelang keine Anschrift etc. von ihm. Nur über eine komplizierte Kontaktkette fanden wir ihn erst vor kurzem endlich wieder.
Nachdenklich und traurig stimmte uns Russlands ehemaliges, erstes großes Gulag auf den Solowezki-Inseln, welches seit 1990 wieder als Kloster genutzt wird. Dann ging es über die Kolahalbinsel durch Tundra nach Murmansk und zum Eismeer. Trotz der vorherrschenden Herbstfarben war das Wetter eiskalt und feucht. Zwischen Flechten und Moosen standen etwa drei bis vier Zentimeter hohe Birken - dafür die Pilze umso größer. Überall war buntes Heidekraut und die Vielfalt der Beeren für die Bären war überwältigend. Wir kosteten Rentierkraut und ließen uns am Polarmeer von einem Fischer zum Essen von Muscheln und Seeigeln aus seinem frischen Fang einladen – selbstverständlich roh, wie es sich dort gehört. Eine absolute Windstille am nebligen Eismeer ließ uns fühlen - wie am Ende der Welt!
Traditionsgemäß wurden wir auch wieder mehrfach vom Geheimdienst kontrolliert.
Diese emotionale und spannende Reise fügt sich als weiteres Puzzleteil in „30 Jahre Weltsichten“ ein.