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Australien – Paddeln in der Salzwüste

 

Saalfelder Weltenbummler Axel Brümmer und Peter Glöckner erfüllen sich mit Australien einen Traum

Haben Weltenbummler, die über 200 Länder bereisten, 160 000 Kilometer auf dem Fahrrad saßen, 70 000 Kilometer auf dem Seeweg zurücklegten und 12 000 Kilometer im Kajak verbrachten noch Träume? Ja. Einer führt Axel Brümmer und Peter Glöckner nun nach Australien in die Strzelecki- und Simpson-Wüste.

Seit Sonntag sind die Saalfelder wieder auf Abenteuertour, im Gepäck ein Boot. Sechs Wochen haben die beiden für ihre Expedition eingeplant. Sie wollen mit dem Kanu auf dem Cooper Creek fahren. Der rund 1400 Kilometer lange Fluss liegt mitten in der australischen Wüste. Er führt nur alle 25 Jahre Wasser. "Nicht nur das ist eine Besonderheit", sagt Axel Brümmer. "Der Cooper Creek mündet in der Wüste im Eyre-Salzsee. Für uns geografisch eine spannende Sache", erzählt Brümmer begeistert. "Interessant ist auch folgendes: Entlang des ausgetrockneten Cooper Creek sind einst die Aborigines gewandert und haben nach Trinkwasser gegraben. In der Gegend soll es auch viele Felszeichnungen geben."

 

Seit drei Monaten führt der Fluss Wasser. An manchen Stellen sei es aber schon wieder im Sand versickert, wissen die Globetrotter. Australische Meteorologen berichten davon. Für das Männer-Duo kein Problem. Dann wird das Paddelboot eben ein Stück getragen. Über Satellitenfunk halten die Globetrotter Kontakt zur Außenwelt, "falls wir Strom haben", meint Brümmer abgeklärt. Angst reist nicht mit, obwohl auf dem fünften Kontinent die giftigsten Schlangen und Spinnen leben. "Na und? Wir sind schon durch fast alle Wüsten Australiens mit dem Fahrrad gefahren, da werden wir diese Tour wohl auch schaffen." Schon über Jahre sammeln die Saalfelder alles Wissenswerte über Cooper Creek. Mit ihrem Material wollen sie in einem Dia-Vortrag über Australien Lust wecken, Träume zu leben.

Seit einiger Zeit arbeiten Axel Brümmer und Peter Glöckner an einem großen Projekt. "Abenteuer im Herzen Südamerikas" lautet der Titel. Die beiden reisen allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen mit Freunden durch Südamerika. Mit Faltboot, Fahrrad und Segelfloß durchqueren sie die Regionen, immer auf der Suche nach atemberaubenden Geschichten. Oft nehmen diese einen unerwarteten Verlauf wie bei Peter Glöckner und seinem Schweizer Freund. Gemeinsam planten sie, von Juni bis August über die Anden in Peru zu radeln. "Durch den schweren Sturz von Enrico musste ich meine Route ändern", erzählt Glöckner. "Ihm zu helfen, war wichtiger. Und dann fehlte mir die Zeit." So nahm der 42-Jährige den Weg von Lima zur Quelle des Amazonas-Stromes am Mismi. "So viele Reisen drehen sich bei uns um den Amazonas, da muss man einmal seinen Ursprung gesehen haben. Er ist ein fotogener Ort", sagt Peter Glöckner und lacht. "Aus einer senkrechten Steinspalte schießt das Wasser heraus."

 

Über Geröllpisten ging es zur höchst gelegenen Stadt der Erde. La Rinconada, 5300 Meter über dem Meerespiegel, befindet sich in der Nähe einer Goldmine. "Sauschwer und eiskalt ist die Arbeit der Menschen dort. Temperaturen um die Minus 20 Grad. Aus der Ferne sieht La Rinconada malerisch aus. Aus der Nähe stößt die Stadt ab, total verdreckt und vermüllt."

Am Ende der dreimonatigen Tour durchkämmte Glöckner den Dschungel, um das Wrack von "Fitzcarraldo" zu sehen. Der exzentrische Abenteurer Fitzgerald wollte mit dem Erlös aus dem Kautschuk-Handel ein Opernhaus in peruanischen Dschungel bauen. Mit Hilfe von Indios zog er einen Flussdampfer über den Berg. Regisseur Werner Herzog fand diesen Stoff so interessant, dass er mit Klaus Kinski in der Hauptrolle 1982 "Fitzcarraldo" drehte.

 

Im August machte sich Axel Brümmer mit zwei Gleichgesinnten in den Chaco auf. Auf dem Fahrrad passierten sie eines der letzten Trockenwaldgebiete Paraguays. "Am Rande dieses unwirtlichen Ortes trafen wir eine Mennoniten-Kolonie. Die Glaubensgemeinschaft ist vor vielen Jahrzehnten aus Deutschland ausgewandert", erzählt Brümmer. "Völlig verwirrt waren wir aber, als in der Dornensteppe Indianer plattdeutsch gesprochen haben vermutlich von den Mennoniten gelernt."

 

Brümmers und Glöckners Forschungsreisen werden sich in ihrem Projekt "Abenteuer im Herzen in Südamerika" wieder finden. Es soll zur Fußball-Weltmeisterschaft 2014 seine Premiere erleben. Die Weltenbummler wollen Brasilien und Anrainerländer mit ihren Kulturen, Riten und Besonderheiten in Bild, Ton und Wort vorstellen. Dazu gehört der Bericht über das Leben in den Favelas. Mit einem mulmigen Gefühl "im Bauch" schaute sich Brümmer in den Armenvierteln von Brasilien um. "Sind die Menschen mit Drogen zugedröhnt, sind sie außer Kontrolle", erzählt der 43-Jährige. Aber Sprache und sich auf Menschen einlassen, helfen, brenzlige Situation zu entschärfen.

 

von Ilona Berger aus OTZ vom 03.12.2010

https://www.otz.de/web/zgt/suche/detail/-/specific/Paddeln-in-der-Wueste-1885275093

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