Auf den Spuren von Pedro Cabral
Auf, in die Neue Welt! Waren chinesische Dschunken vor Kolumbus und Cabral in Amerika? Schiffe aus der Schatzflotte des Admiral Zheng He (1371-1435) hätten sogar Feuerland umrundet, behauptet der U-Boot-Kommandant Gavin Menzies. Er glaubt, dies beweisen zu können. Ob wahr oder nicht, unsere Dschunke Kublais Kahn segelt jetzt nach Südamerika! Nach einem glücklicherweise milden Winter in der Marina Kröslin und etlichen Ausbesserungen von der dreijährigen Reise aus Indonesien, Hongkong, Sri Lanka, Arabien durch den Suezkanal nach Venedig und Rostock verabschiedeten wir uns auf der Hans Sail Rostock am 12. August 2007.
Von dort aus starteten wir nach Portugal, wo wir ab Lissabon in den Wellen von Cabral segelten. Nach Marokko und den Kanarischen Inseln war das der letzte Punkt an dieser Seite des Atlantiks auf den Kapverden. Von dort aus trieb uns die Strömung und der Passatwind nach Westen, nach Brasilien.
Ein besonderer Clou dieser Reise war die traditionelle Navigation mit Sextant und nautischen Tafeln. Unsere Vorbilder hatten schließlich auch keine Satellitennavigationsgeräte. Irgendwo werden wir schon ankommen! Endpunkt dieser Reise war wieder einmal ein Karneval, diesmal der Karneval von Rio de Janeiro 2008.
Um die Ankunft vorzubereiten waren wir seit März schon in Brasilien. Dort hielten wir Vorträge, suchten Sponsoren und, natürlich, paddelten und radelten wir ein bisschen durch Amazonien . . .
unser Dschunke "Kublai's Kahn II":
- Bauart: Traditioneller indonesischer Pinisi-Rumpf mit Dschunkenrigg
- Werft: Hadschi Abdullah, Tana Beruh, Sulawesi, Indonesien
- Rumpf: Jati-Holz
- Kielbalken: Eisenholz, Spantenbauweise, Abstand unter 40 cm
- Plankenquerschnitt: 25 x 5 cm, verstiftet alle 10 cm mit 1 cm dicken Holzstiften
- Kalfaterung: Naturfaser (Rinde), außen verspachtelt
- Länge: 28,35 m
- Breite: 6,50 m
- Tiefgang: 2,70 m
- Verdrängung: 160 t
- Ballast: ca. 20 t Flusssteine
- Masten: 10m / 17 m / 15 m / 10 m
- Großbäume: 4,70 m / 8 m / 8 m / 6,20 m
- Segel: Dschunken-Rigg mit je 5 Bäumen 30m² / 75m² / 70m² / 35m² 2 manuelle Grossfallspills
- Reisegeschwindigkeit: 4 bis 5 Knoten unter Segel
- Steuerung: Kettensteuerung mit 2 Steuerständen
- Rudergröße: 2 m²
- Navigation: GPS, Echolot, Funk
- Maschine: marinisierter Mitsubishi-Bus-Motor, Diesel, 6 Zylinder, 220 PS
- Tank: 6.200 l
- 2 Hauptanker: Manueller Spill, je 110 kg Stockanker zzgl.100 kg Kette
- 3 Schotts
- Wassertank: 6.400 l
- Kabinen: Salon mit Navigationsplatz, Küche, 20 Plätze, 6 Kajüten mit je 2 Liegen, Mannschaft: 6 bis 12
- Heimathafen: Rostock
Entdeckung Brasiliens durch den portugiesischen Seefahrer Pedro Alvares Cabral
Nachdem Christoph Kolumbus (1451-1506) im Jahre 1493 von seiner erfolgreichen Landnahme der Küsten Mittelamerikas für die spanische Krone (im Glauben, Indien entdeckt zu haben) berichtete, wurden die Einflusssphären im Atlantik der beiden vorherrschenden Seemächte durch den Papst im Vertrag von Tordesillas schon zwei Jahre später neu geregelt.
In den Verhandlungen mit Spanien beharrten die Portugiesen unerwartet hart auf einer möglichst weit westlich verlaufenden Grenzlinie. Heute wird vermutet, dass die Portugiesen vage Kenntnisse über den südamerikanischen Küstenverlauf schon zu diesem frühen Zeitpunkt gehabt haben könnten. Bekannt ist, dass Ende 1498 einer der Verhandlungsführer, der Portugiese Pereira an die heutige brasilianische Küste gelangte. Ohne von Gold und Edelsteinen berichten zu können, wurde er, 1499 zurückgekehrt, nicht sonderlich beachtet.
Mitte 1499 kehrte Vasco da Gama im portugiesischen Auftrag mit zwei Schiffen voll von Gewürzen und anderen Schätzen aus Indien zurück. Sein Seeweg um Afrika herum war die weitaus größere Sensation Die Spanier rüsteten im Wettlauf nach Indien im selben Jahr ein Schiff unter Vicente Yáñez Pinzón aus, der nach Westen segelte, am 26. Januar 1500 Brasilien erreichte und bis zur Amazonasmündung gelangte. Da die Spanier dort laut Vertrag dort nichts zu suchen hatten, blieb ihre geografischen Entdeckung geheim. Der portugiesische König wartete nach da Gamas Rückkehr nicht lange, um dessen Entdeckerfahrt zu überprüfen und den Seehandel aufzunehmen. Lag es nicht nahe, mal eben schnell noch einen Abstecher zu machen, um Pereiras sumpfige Küsten anzusehen?
Am 9. März 1500 stach Pedro Alvares Cabral (1460?-1526?) mit über 1000 Mann in einer Armada von 13 Schiffen von Lissabon aus in See. In dem stürmischen Meer in Höhe der Kapverden verlor er bereits sein erstes Schiff. Um widrigen Winden und Meeresströmungen zu entgehen, nutzte er die günstigen Passatwinde und fuhr mit seiner Flotte in westlicher Richtung. Der Äquatorialstrom des Atlantiks trieb die Schiffe bis in die Nähe des heutigen Porte Seguro. Dort nahm Cabral das unbekannte Land am 22. April 1500 offiziell für seinen König Emanuel I. in Besitz. Cabral musste zu diesem Zeitpunkt annehmen, dass dort Indien begann. Aber hier konnte er der Erste sein, im Indien Vasco da Gamas nicht.
Deshalb sandte er ein Boot seiner Flotte nach Lissabon zurück, als Beweis seiner Entdeckung mit Brasilholz und Papageien an Bord. Cabral erreichte auf da Gamas Weg Indien und kehrte nach etlichen Hindernissen mit nur vier Schiffen 1501 wieder zurück. Er fuhr nie wieder nach Brasilien oder Indien. Seine Entdeckung Brasiliens blieb eine Nebensächlichkeit in der Geschichte des Indischen Seeweges, bis 1530 Pizarro das Inkareich eroberte und Geschichten über das El Dorado in den unwegsamen Urwäldern Brasiliens die Phantasie von Abenteurern und Königen anstachelten.